Freitag, 21. Mai 2010

Fussweg Jakobsweg - Tag 4 in Los Arcos










 
Beim Kochen am Vorabend waren noch Enrique aus Sevilla, Spanien und Jean-Lucca aus Ferrara zur Gruppe gestossen.

Während des Frühstücks reservieren wir mit der Hilfe von  Enrique die inzwischen erforderlichen 15 Betten für unsere Gruppe in der Casa Austria in Los Arcos.











Der Weg aus Estella führt über eine alte Brücke und einem "kleinen", alten Kloster vorbei.







Am Kloster Irache mache ich eine kurze Pause am Weinbrunnen:
 

Dieser verspricht allerdings etwas mehr als er hält: Pro Person fliesst maximal die Menge zweier Schnapsgläser in das extra mitgebrachte Behältnis. Deshalb verdünne ich kurzerhand das an dem Nachbarzapfhahn verfügbare Wasser mit dem Rotwein - oder war es eben doch leider nur umgekehrt?




Die Mittagshitze erreicht an diesem Tag Temperaturen, die erheblich von meinen Einstiegserfahrungen nach oben abweichen. Also weiche ich auf dem Weg bald auf einen nahegelegenen Campingplatz aus und bediene mich des dortig verfügbaren Internets, um das Blog fortzuführen.

Draussen lockt die Landschaft jedoch so sehr, dass ich mich damit nicht allzu lange aufhalte.

 Entsprechend trocken, heiss und beschwerlich wird der Aufstieg nach Azqueta, einem kleinen, verschlafenen Dorf auf einem der vielen zu durchquerenden Gebirgssattel. Dort entschliesse ich mich, in einer kleinen Bar etwas zu essen. Während ich auf mein frisch belegtes Baguette warte, kommt ein erschöpfter Pilger herein, dessen Qualvollen Anstieg ich bereits von der Brüstung des Kirchhofes beobachten konnte. Das weisse PC-St.-Pauli T-Shirt erlaubt eine schnelle Zuordnung von Nationalität und Heimatort. Er stellt sich als Michael vor. Er hat gerade 30 km hinter sich und möchte nach den folgenden 3 km in dem nächsten Ort, Villamayor de Montjardin seine heutige Etappe beenden. 

Die Unterhaltung hält noch eine Weile an, bis ich mein Essen bekomme. Kurz nachdem ich Azqueta verlassen habe, sehe ich plötzlich Werner aus Bremen vor mir. Ich kann es kaum fassen, dass wir uns auf dieser kurzen Strecke treffen. Denn auch er hat nur noch knappe zwei Kilometer bis zu seinem nächsten Etappenziel vor sich. Wir haben einiges über unsere Erlebnisse der letzten zwei Tage zu erzählen, so dass die Zeit fast zu kurz ist.



Dennoch muss ich weiter, da auf mich eines der sehr beliebten Betten der Casa Austria wartet. Nach dem "Einchecken" geniesse ich eine schön heisse Dusche und vor Allem eine Massage, die meinem Rücken die lang ersehnte Entspannung bietet. 

Henrique bereitet uns eine schöne Paella zu, bevor wir bei Unterhaltung und Spielen unser Zeitlimit ein wenig überziehen.

Fussweg Jakobsweg - Tag 3 in Estella

Nachdem ich mich von Werner verabschiedet habe, geht der Weg durch das Pilgertor aus dem Ort hinaus. Ziemlich schnell sind alle Sorgen über eine mögliche Regentour vergessen. Die Sonne scheint durch die immer spärlicher werdenden Wolken und die Landschaft um mich herum glänzt in dem explodierenden Frühling grün.

In Puente la Reina suche ich sofort die Post auf, um die für unnötig befundenen Gegenstände postalisch nach Santiago de Compostela vorzuschicken. Neben dem Zelt, Teilen der Küche und einigen Klamotten wird auch die Literatur bis auf den Pilgerführer vom Stein-Verlag komplett weggeschickt. So kommen inklusive des recht großen Kartons fast sieben Kilo Fracht zustande, die ich ansonsten hätte auf meinen Schltern tragen müssen.

Weiterhin ist Puente la Reina einer der Orte, an denen im 11. Jahrhundert Pilgerbrücken eingerichtet wurden, die nicht nur den Pilgerboom der damaligen Zeit zu bewältigen hatten. Über die letzten 10 Jahrhunderte galten diese Pilgerbrücken als ein wesentlicher Bestandteil der Infrastruktur, weshalb auch die meisten Orte entlang der Jakobswege recht schnell wirtschaftliche Erfolge verzeichnen konnten.

Der Fairness halber muss aber noch hinzugefügt werden, dass die originalen Pilgerwege zu einem nicht geringen Teil über römische Straßen und Brücken führten, die z.T. auch noch deutlich unter den Füßen spürbar sind.


Auf diesem Weg treffe ich in einem kleinen Ort zum ersten Mal über Patricia aus England, Anna aus Neuseeland und Lukas aus Deutschland. Auch Brian samt seiner Koreanischen Damenmannschaft taucht immer wieder vor mir auf. Nach kurzen Unterhaltungen führt mich der Weg erst einmal weiter in Richtung Estella. Kurz vor Estella bleibe ich gerade an einem Wegweiser stehen, als sich die gesamte Truppe wieder einfindet. Ausserdem ist Mareike aus Bremen und Janneke aus Appeldoorn mit dabei. Intuitiv suche ich mir die gleiche Herberge aus, wie der Rest dieser Gruppe. Mein Vorgehen bei der Auswahl ist recht einfach zu begründen: Die Herberge "ANFAS" wird zusammen mit geistig Behinderten Menschen geführt. Diese tatsache spricht für einen persönlichen Umgang und Freundlichkeit. Womit ich nicht gerechnet hatte, sind noch zwei wesentliche weitere Vorzüge dieser Herberge:

1. Scheinen viele Pilger nicht wenig Angst vor Berührung mit Behinderten zu empfinden. Der Typus "Routinepilger" findet sich hier nicht ein. Im Gegensatz zu der im gleichen Zeitraum randvollen städtischen Herberge sind hier noch betten frei!
2. Ist hier bis um Acht Uhr Morgens Nachtruhe angesagt. Die Nachtpilger à la Formel 1 haben somit keine Chance auf Mitternächtliche Selbstentfaltung. Entsprechend sauer brausen zwei dieser Pilger, die bei der Herbergswahl diesen Punkt übersehen hatten, am kommenden Morgen um Punkt Acht Uhr aus der Herberge. Deren Gesicht ähnelt in dem Moment den Gesichtern, die ich ansonsten nur Morgens auf dem Weg zur Arbeit sehe.

Wir entschliessen uns, ein "Multi-Kulti"-Essen zu veranstalten. Brian mit seinen Damen kauft zu diesem Zweck für ein Koreanisch-Asiatisches Essen ein, während wir für Nudeln á la "Giovanni" einkaufen. Giovanni ist eine hochattraktive 69-jährige Dame aus Modena in Italien, und findet es überhaupt nich lustig, dass unsere weniger Italophilen Gruppenmitglieder ihren Namen ständig vermännlichen. Dennoch koordiniert sie brav den Kochvorgang. Das anschliessende gemeinsame Essen weist mir eine neue Spezifizierung meines Abnahmezieles für den Jakobsweg: Der Betrag 7 Kg bleibt. über das Vorzeichen rede ich erst zum Ende...

Der Abend wird etwas länger. Entsprechend sind wir alle über die verlängerte Nachtruhe erfreut.

Dienstag, 18. Mai 2010

Fussweg Jakobsweg - Tag 2 in Obanos


Dieser 16.Mai begann mit einer warmen Dusche und einem guten Frühstück in der Herberge. Danach schaute ich mich noch kurz in der Stadt um, entdeckte mein erstes Muschel-Symbol für den Jakobsweg, dem ich nun für die nächsten drei Wochen auf verschiedensten Straßenbelägen folgen werde.



Der Weg führte mich zuerst in das etwas oberhalb gelegene Cizur Menor, an dessen Ortseingang gleich zwei Kirchen aus dem 12. Jahrhundert den Wanderer zur Pause enluden. Meinem Prinzip, stündlich eine Pause einlegen zu wollen, folgend, fand ich im Windschatten ein schönes Plätzchen, um etwas zu trinken und mir die Beine zu vertreten.

Dann aber begann ein recht steiler Anstieg durch die inwischen leicht aufgeheizte Landschaft. Nach einigen Höhenmetern erreiche ich die mit Windkraftwerken zugepflasterte Passhöhe Puerto del Perdón. Das Rauschen der "Windmühlen" und die Unterhaltungen der Pilger machen mich müde und somit legge ich mich erst einmal auf eine Mauer, um den fehlenden Schlaf etwas nachzu holen. Nach ca. einer Stunde weckt mich ein Imbissverkäufer auf, da er befürchtete, ich wäre an diesem Ort in´s Jenseits gewandert. Nach ein paar Scherzen mache ich mich bald darauf auf den Abstieg.


In Obanos entschied ich mich kurzfristig,  die freundlich wirkende kleine Herberge in einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert aufzusuchen. nachdem ich mir den Ort angeschaut hatte und in einer typischen Bar etwas gegessen und meinen ersten eiskalten Rotwein getrunken hatte, unterhielt ich mich noch mit Werner, einem Pilger aus Achim recht lange, bevor dann um 22:00 Uhr das Licht ausging.