Sonntag, 9. Mai 2010

Tag 2 Stop in Speyer

Leicht verschlafen kriechen wir gegen acht Uhr aus unseren Schlafsäcken. Wir nehmen ein kurzes Frühstück auf dem Vereinsgelände zu uns und trocknen währenddessen das Zelt unter einem Vordach. Anschließend wird Alles verpackt und um 09:30 Uhr machen wir uns auf in den zweiten Tag. Speyer ist nach 17 km erreicht. Am Dom erhalten wir unseren 2. Stempel. nach einem kleinen Fotoshooting an der Statue des Jakobspilgers genehmigen wir uns noch ein zweites Frühstück in der 'Backfactory'. Dort  treffen wir zwei ältere Herren, von denen einer 2003 mit dem Rad eine Jakobsfahrt mit dem Rad entlang der Loire gemacht hatte. Seine Erzählungen sind ein weiterer Ansporn, die Heute etwas dicken Beine nicht allzu ernst zu nehmen.

Na ja, etwas ernst genommen wurde die Muskulatur dann doch. Um einen höheren Tagesschnitt zu erreichen, reduzierten wir die Reisegeschwindigkeit auf ca. 18 - 19 km/h. Auf diese Weise genossen wir den Weg entlang des Rheinufers und kamen Nachmittags in Lauterbourg an. In einem kleinen Gasthaus am Rheinufer erhalte ich dann meine Kalorien mittels eines stark gesüßten Milchkaffees und eines großen Spezi. Weiter geht's es entlang der Altrheinarme, durch eine verträumt schöne Landschaft, die ein Kanuparadies wäre, wenn es nicht diese freundlich summenden Quälgeister gäbe. 
Am frühen Abend erreichen wir nach ca. 110 km den Ort Drusenheim. Ein kleines Schild, auf dem Flammkuchen angepriesen werden, lässt uns abrupt stoppen. Die Entscheidung, vor der Weiterfahrt erst mal etwas Elsässische Küche zu genießen fällt uns sehr leicht. Als wir den Gastraum betreten, fühle ich mich um gut dreißig Jahre zurückversetzt. Alles wirkt so, wie die einfachen Restaurants während der Fahrradtouren, die ich mit meinem Vater durch Frankreich unternommen habe. Am interessantesten ist die Dame des Hauses, eine etwa Neunzigjährige, rüstige Frau, die ganz alleine mit absolut stoischer Ruhe die Theke des inzwischen randvollen Restaurants betreibt. Nebenbei hält sie noch mit Drohgebärden Kinder von der Gefriertruhe mit den Eisspezialitäten fern. Warum sie das so vehement tut, können wir nicht feststellen. Ihrem Äußeren wäre es aber durchaus zuzutrauen, dass sie darin noch den Leichnam eines ihrer Liebhaber aufbewahrt...

An unserem Nebentisch sitzt ein Herr, der uns viel von seinen Fahrradtouren auf dem Jakobsweg erzählt. Leider, so meint er, habe er es bis jetzt nur bis zu den Pyrenäen geschafft. Er erzählt viel von dieser Tour und ein wenig später unterhalten wir uns über Gott und die Welt. Zumindest solange, bis uns auffällt, dass die Sonne bald untergehen wird. Von einer französischen Familie, die sich inzwischen zu uns gesetzt hat, bekommen wir noch einen Tip für einen Campingplatz in Gambsheim.

Als wir den Campingplatz erreichen, ist es bereits viertel nach Acht. Kurz nach unserer Ankunft fegt ein gut gelaunter Platzwart mit dem Auto auf den Platz und erklärt uns, dass wir Glück gehabt hätten. Immerhin mache er den Platz immer um 20 Uhr zu. Abschließen würde er allerdings nie...

Nach dem Einchecken lassen wir uns von ihm noch eine halb volle Flasche Wein aus seinem Bestand aufschwatzen. Wir gehen davon aus, dass er sich für den erzielten Preis anschließend zwei bis drei neue Flaschen kaufen konnte.

C'est la vie...

Fazit des Tages: Traue weder rüstigen alten Damen noch gutgelaunten Campingplatzwärtern
  • Etappenlänge: 120 km 
  • langsam gefahren
  • gut gegessen 
  • gut drei Liter getrunken
  • Bis auf eine starke Taubheit in der linken Hand ist Alles OK

Unser erstes Etappenziel

Dieser erste Tag verlief dann doch etwas anders als geplant. Meine Open-Map Daten für das GPS (Etrex-Legend) mussten nochmals aufgespielt werden, wodurch sich unsere Abfahrt auf viertel nach Zehn verspätete. Mit vollbepackten Rädern wackelten wir uns auf den ersten Kilometern in Richtung Mainz ein. Hier suchten wir nach dem Dommuseum, in dem wir den von uns heiß begehrten ersten Stempel mit dem Abbild des Mainzer Doms erhielten. Bald darauf verließen wir diese schöne linksrheinische Stadt und folgten dem westlichen Ufer des Flusses nach Worms. Unterwegs leisteten wir uns nach ca. 52 Kilometern eine kleine Rast bei frischem, selbsgebackenem Brot und guter Dauerwurst. Zur Beruhigung unserer nach Brennstoff lechzenden Muskeln hielten wir in Worms ein weiteres Mal. 
Gerade mal 15 Kilometer und schon wieder eine Pause? Aber natürlich! Wo sonst könnte man die spärlich verfügbare Sonne so schön genießen, wie an diesem Platz bei Eis, Spezi und Kaffee?


Nachdem wir endlich aus Worms herausgefunden hatten, galt es, die vielen Kalorien wieder zu verbrauchen. Insgesamt 110 Kilometer reichten uns dann aber für die erste Tagesetappe. Meine linke Hand kribbelt zu diesem Zeitpunkt bereits recht unangenehm und die linke Schulter gibt auch unerwünschte Meinungen übers Radfahren zum Besten. So waren wir sehr froh, als uns ein freundlicher Kanuverein bei Altrip die Übernachtungserlaubnis auf seinem Gelände erteilte. Mit dem Wanderwart Peter Steinbrecher gab es viel zu erzählen. Am meisten beeindruckten mich seine Geschichten von einer fast schon extremen Seekajaktour entlang der Nordküste Mallorcas. Schade, dass er irgendwann doch noch nach Hause gehen musste.
Ein Bild aus dem Vereinsleben.
("Der gute Geist"Peter Steinbrecher 3.v.r.)
Vorher hinterließen wir natürlich eine kleine Spende für die Jugendarbeit und nutzen das Getränkeangebot des Vereins, um den ersten erfolgreichen Tag angemessen ausklingen lassen zu können.


 


 
Bald darauf war das Zelt aufgebaut, der Knoblauch geschnitten und J. in der Dusche verschwunden. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis wir die reichliche Menge von vier Portionen Nudeln á la "Miracoli" vernichtet hatten. 



Fazit des Tages: Ausreichend Essen und Trinken sicherstellen!
  • Etappenlänge: 110 km 
  • viel gegessen 
  • über vier Liter getrunken
  • Meine körpereigene Sitzfläche hat durchgehalten
  • Das Taubheitsgefühl in meiner linken Hand klingt schon im Laufe des Abends wieder ab.

Samstag, 8. Mai 2010

Jetzt geht's los !!!

Hallo Sie / Ihr Lieben,
heute gehts mit dem Fahrrad los nach Santiago de Compostela. In fünf Stunden gibt's Frühstück, danach wollen wir versuchen, zumindest noch das Elsass zu erreichen. Immerhin soll das Frühstück am Sonntag schon mit guten Französischen Backwaren beginnen ;)

Mit einem fröhlichen "Ultreia" verabschiede ich mich von Euch Allen.