Dienstag, 3. Mai 2011

18.04.2011 Till Eulenspiegel oder zu hastig und deshalb zu spät im Refugio

P. hat's eilig. Sie hatte mitbekommen, dass die Herberge im nächsten Ort, Redondella, über sehr begrenzte Kapazitäten verfügt. Deshalb will sie besonders schnell dahinlaufen. Von unserem Portugiesischen Pärchen hat sie bislang noch nicht viel gelernt...


Wir hasten durch die immer noch recht angenehme Landschaft, meine Pausenanfragen werden abgewehrt. Einmal essen wir kurz, dann geht es im Galopp wieder über die steil aufsteigenden Berge und durch eine recht schöne Landschaft. Bald schon können wir die Ryan-Air Flugzeuge aus dem benachbarten Vigo (gesprochen Bigo) starten sehen. Kurz vor Redondella kommt dann die verspätete Einsicht. Mit leichten Schmerzen in der Wade, Hunger und Durst hat sich P.s Körper zurückgemeldet. Wir richten uns am Scheitelpunkt unserer heutigen Bergwanderung in einem Waldstück unser Picknick und gönnen uns anschließend eine kleine Ruhepause. Diese dauert aber nur ungesunde 30 Minuten, ein ordentlicher Milchsäureabbau wird somit auf die Ankunft in Redondella verschoben. Diese Hast rächt sich bereits sehr kurz nach der Pause. Der Abstieg nach Redondella ist sehr steil und P. leidet bei jedem Schritt. Irgendwann klemmt sie sich sogar ihren Ischias-nerv leicht ein und kommt von jetzt an nur noch langsam voran. Zum Trost, zur Motivation und zur Versorgung mit Brennstoff kehren wir in einer netten Pastelleria ein und widmen uns dort den leckern Nettigkeiten. Die letzten Kilometer zu der Herberge lassen sich danach recht einfach bewerkstelligen.

Wir kommen zwar noch recht früh in der Herberge an, sind aber genau diejenigen, die nach einigem Kuddelmuddel bei der Bettenzählerei mitgeteilt bekommen, dass die Herberge leider voll ist. Mit Hilfe der Herbergsmutter organisieren wir einen Platz in einer Gaststätte vor den Toren von Redondella. In der Zwischenzeit hat P. sich bereits auf einer Couch ausgebreitet und hat einige Probleme mit ihrem Ischias-Nerv. Deshalb nehmen wir uns für die drei Kilometer zu der Pension ein Taxi.

Nach der Mittagspause in der bar unserer Unterkunft gehen wir auf unser Zimmer, wo wieder das bekannte Ritual des Duschens und Wäschewaschens auf uns wartet. nach einer recht kurzen Pause hat sich P. wieder berappelt und denkt angesichts der wenig attraktiven Unterkunft sogar an einen Weitermarsch zum nächsten, 17 Kilometer entfernten Ort weiterlaufen zu wollen. Sie versteht überhaupt nicht meinen Protest und die Entscheidung, jetzt am Ort zu pausieren. Den Nachmittag verbringen wir mit einem Spaziergang an das Meer. Vor uns liegt die große Bucht von Redondella und Vigo, die von einer imposanten Hängebrücke überspannt wird. P. redet davon, dass wir jetzt ja eigentlich in San Franzisko seien. Vor unserem Rückweg stärken wir uns noch kurz bei einem eiskalten Aquarius Naranha, kühlem Rotwein und einigen Tapas. Nebenbei ärgern wir uns ein wenig, nicht das diesem Restaurant angeschlossene Hotel für unsere Übernachtung ausgewählt zu haben. Aber wer weiß, wozu das noch gut ist...

Am Abend gehen wir in ein Grill-Restaurant im gleichen Ort und treffen dort Pilger aus Paderborn. Namentlich erinnere ich mich nur an die 14-Jährige Tochter (Charlotte) und ihren Stiefvater Herrmann. Wir unterhalten uns lange und gut bei bester Laune, gutem Essen und dem inklusiv gelieferten Rotwein. Nebenbei plaudert P. soviele private Details aus meinem und ihrem Leben aus, dass die Familie sicherlich am kommenden Tag noch einige Gesprächsthemen darauf aufbauen kann.

Als wir in unseren Betten verschwinden, mahnt P., dass wir am kommenden Morgen um sechs Uhr aufstehen müssen, um dieses Mal rechtzeitig die Herberge des nächsten Ortes zu erreichen.

Wie sagte der gerade genüsslich rastende Till Eulenspiegel noch zu dem Fuhrmann, der in großer Hast nach dem nächsten Gasthof fragte:

"Wenn Du langsam fährst, so wirst Du den Gasthof wohl gleich erreichen. Fährst Du in dieser Hast weiter, kommst Du vor heute Nacht dort wohl kaum an." Er hatte recht. Denn nachdem er von seiner Rast und einem ausgiebigen Schläfchen weiterlief, sah er schon bald den Fuhrmann mit seinem Fuhrwerk. Ein gebrochenes Rad hielt ihn auf. Till Eulenspiegel hingegen erreichte den Gasthof noch am frühen Abend. Der Fuhrmann kam erst spät in der Nacht fluchend hineingepoltert...

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